Liborius Ornat
Für die hohe Domkirche zu Paderborn
von Christof Cremer
KONZEPTIONELLER ANSATZ
Neben der Auseinandersetzung mit dem Leben des hl. Liborius, der über ihn erzählten Legenden sowie der bekannten Beschreibung der Überführung der Gebeine des Heiligen von Le Mans nach Paderborn – in deren Zentrum ein Pfau steht – bilden die konkreten Texte der Liturgie des Liborifestes und das Studium des liturgischen Raums, für den die nun vorliegenden Gewänder konzipiert sind, die Basis meiner Arbeit. Die Beschäftigung mit der Strahlkraft des Liborifestes, das auch ein Symbol für die Kraft des christlichen Glaubens und dessen Sitz im Leben von uns Heutigen ist, war für mich bedeutsame Grundlage für die künstlerische Gestaltung des Ornates. In der Präfation vom Heiligen Liborius wird gebetet: „… Denn er (Christus) sandte den heiligen Liborius, das Evangelium der Erlösung zu verkünden und die Herzen der Menschen zu erleuchten mit dem Licht des Glaubens. Dem Beispiel Christi, des guten Hirten, folgend, mühte er sich um die ihm anvertraute Herde. …“ Es ist eine frohe, frohmachende Botschaft, die uns treffen und betreffen will. Die Botschaft von der unsagbaren Liebe Gottes zu seiner Schöpfung, zu uns Menschen. Und es ist die Tatsache, dass Christus uns in diesem Leben nicht alleine lässt, sondern, wie ein guter Hirte, bei uns, um uns, in uns ist. Nicht nur das, er selbst offenbart sich als „der Weg“ (Joh. 14,6), den wir erahnen, beschreiten sollen. Dies alles und, wie schon geschrieben, die Legenden rund um den heiligen Liborius haben mich bei der Erarbeitung des Ornates beschäftigt und erfasst. Dem heiligen Liborius wird in der Kunstgeschichte u.a. der Pfau als Symbol zugeordnet. Wobei es für mich heute nicht mehr darum geht einen Pfau zu applizieren, sondern diese Bilder zu vertiefen und ihnen nachzuspüren. Wie ein (stilisiertes) Pfauenauge verjüngen sich Strahlen vom Halsausschnitt bis zum Saum des Gewandes sowohl in der Breite als auch in der Höhe. Gold steht für die Kraft Gottes, Blau für die Paderquelle als Verbindung zu Paderborn und natürlich auch zur Taufe in Christus. Der Pfau hat der Legende nach den Paderbornern bei der Übertragung der Gebeine des Hl. Liborius den Weg gewiesen, so wie Christus auch uns den Weg weist. Seine Botschaft, sein Leben und sein Sterben am Kreuz bilden für uns Wegweiser in unserem Leben, für unseren Pilgerweg. Dies findet sich im Gewand des Hauptzelebranten wieder, der als Vertreter Christi Vorsteher des Gottesdienstes ist. Sämtliche Gewänder nehmen Bezug auf den Pfau, das Pfauenauge. Dieses gestalterische Grundprinzip wurde für alle Gewandformen übernommen – ob singulär oder mehrfach übereinander – und variiert.
Artikel aus dem Ausstellungskatalog
Hans-Josef Becker Erzbischof von Paderborn: Zum Geleit
Msgr. Joachim Göbel Dompropst: Vorwort
Domvikar Gregor Tuszynski: „Ihr Alle, die Ihr auf Christus getauft seid…“ (GAL 3,27)
Wolfgang Stracke: Zeitgenössische Kunst und liturgisches Gewand
Videodokumentation zum Ornat und zur Ausstellung
© Fotos: Julia Oppermann
Kategorien: Sakrale Gewänder, Sakrales